Gefangen




Jeden Tag stehe ich auf. Jeden Tag habe ich das Gefühl, gefangen zu sein.

Jede Nacht träume ich. Jede Nacht träume ich mich in eine Welt, in der es keine Grenzen gibt, in der es keine Mauern gibt.

Jeden Tag muss ich aufwachen und erkennen, dass Träume zwischen diesen Mauern drohen zu verbrennen.

Dann schlafe ich wieder, um wieder aufzuwachen, um endlich wieder aufzulachen.
Kaum ist der Traum vorbei, zieht ein Schatten wieder auf. Es schneit. Die Welt wird
wieder dunkler. Bin bis oben zugedeckt. Atmen fällt so schwer. Nicht einmal schlafen kann ich mehr.

Jeden Tag träume ich von einer Welt, in der es keine Grenzen gibt, in der es keine Mauern gibt.

Mich zu retten in meine reale Welt, das traue ich mich nicht. Es ist fast erloschen, mein inneres Licht. Bis der Winter vorbeizieht und der Schnee wieder zu schmelzen beginnt. Mein inneres Kind, es flieht. Das Blut fängt an zu gerinnen. Meine Welt wird aus den Angeln gehoben. Damals bin ich noch geflogen. Ich bin gezwungen mich zu fürchten. Die Traumsäulen beginnen einzustürzen. Während ich aus meiner Illusion gerissen werde, verschwimmt das weite Land. Alles riecht verbrannt. Die Konturen einer Mauer verdecken die Sicht auf die Felder und Berge und in der Weite scheint es, als sähe ich hölzerne Särge.

Jeden Tag stehe ich auf. Jeden Tag habe ich das Gefühl gefangen zu sein. Ich gehe zur Arbeit als wäre nichts. Keine Meinung darf ich mir bilden. Was darf ich sein, wie darf ich sprechen? Bin ich so klein, dass ich mich muss knechten?
Eines Tages wird es sich rächen. Vielleicht wäre es gut auch mal zu widersprechen?
Jeden Tag träume ich.

Jeden Tag träume ich von einer Welt, in der es keine Grenzen gibt, in der es keine Mauern gibt.

Alles scheint so wunderbar, da der Schleier die wahren Wunder umhüllt. Alles Gute zerknüllt. Geborgen im Gras. Zerbrochen das Glas. Jeden Tag muss ich aufwachen. Jeden Tag stehe ich auf und muss erkennen, dass die Welt, die meiner glich, nie wieder dieselbe ist. Alles ist verloren, die falschen Menschen wurden auserkoren. Ich kann nicht schlafen, ich kann nicht sein.

Ständig bestraft, für immer klein.

Sie zeigen ihre Flaggen. Ist es gut Farbe zu bekennen? Welche würdest du die falsche Farbe nennen? Es ist doch logisch. Früher oder später wird man aus Versehen das Unkraut rupfen. Ist das nicht gut? Weg mit den Plagen, sagen sie. Du darfst nicht klagen, sagen wir. Nimm deinen Platz ein, spiel deine Rolle. 
Nein, du wirst akzeptiert. Ab in den Zug, du wirst eskortiert. Deine Spezies wird ausradiert. Was kann der normale Bürger dagegen machen. Die meisten haben's nicht geblickt, sondern stets still und unwissend abgenickt.

Jeden Tag träume ich von einer Welt, in der es keine Grenzen gibt, in der es keine Mauern gibt.

Geborgen im Gras. Zerbrochen das Glas. Jeden Tag muss ich aufwachen. Jeden Tag stehe ich auf und muss erkennen, dass die Welt, die meiner glich, nie wieder dieselbe ist. Alles ist verloren, die falschen Menschen wurden auserkoren. Ich kann nicht schlafen, ich kann nicht sein.

Ständig bestraft, für immer klein.



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