Ohne Worte



Meine Gedanken sind zerwühlt, wie die Laken, die ich bestimmt jeden zweiten Tag auswechseln muss - nass geschwitzt. Oft sitze ich senkrecht im Bett, Schweißperlen bedecken meine Stirn und ich fange direkt an zu frieren. Also ziehe ich die Bettdecke über meinen Körper, sodass ausschließlich mein Kopf zum Vorschein kommt. Ich versuche die Augen zuzumachen, merke doch, dass die Bettpfosten drohen einzukrachen. Ein Klirren, ein Krachen, das mich zwingt aus bösen Träumen aufzuwachen. Das ganze Bett fängt an zu wackeln. Erschrocken springe ich aus dem Bett. Todesangst überkommt mich. Ich starre ins Dunkle hinein. Es fällt mir schwer den Blick davon abzuwenden. Kampfbereit und todesmutig versuche ich eine Gestalt zu enttarnen, doch vergebens. „Wer ist da?!“, brülle ich. Das ist doch lächerlich. Ich hab doch die Umrisse eines Mannes erkannt, da er direkt vor dem Fenster stand.
Meine Bettpfosten haben gekracht, da bin ich mir ganz sicher. Hat da Jemand gelacht? Oder ist das ein Inneres Gekicher? Bin ich schon so paranoid, dass ich Dinge höre, die nicht existieren? Ich darf die Überzeugung an das Rationale nicht verlieren! Ganz weit öffne ich meine Augen, in der Hoffnung mehr sehen zu können. Anstatt das Licht an zu machen, gehe ich einen Schritt näher zu Tür. Ganz langsam. Doch wofür? Geschrien habe ich schon, also greife ich nach dem Telefon. Wähle hektisch die drei Zahlen. Kann es mir aber nur ausmalen, denn ich sehe ja nichts. Das Licht ist aus. Trotzdem drücke ich irgendeine Zahlenreihenfolge. Ein endloses Piepsen. Ich habe Angst, dass das alte Ding nicht funktioniert. 
Da ist doch ein Menschenschatten, das habe ich kapiert! Ich drehe mich in die Richtung, in die der Schatten hingeschnellt ist. Vielleicht auch alles eine List? Ganz langsam drehe ich meinen Oberkörper, während meine Beine wie angewurzelt stehen bleiben. Darüber muss ich irgendwann mal schreiben. Der Schatten wird allmählich zur wahren Menschengestalt. Ich schlage gegen das Fenster, mit aller Gewalt. Stille. Ich muss mich hinsetzen, denn das gerade Erlebte kann ich nicht verstehen. Das mit dem Fenster war aus Versehen. Warte. Gerade noch kaputt, jetzt ist es wieder ganz. In meinen Augen, verschwindet der Glanz. Auf dem Bett sitzend frage ich mich, was ich jetzt machen soll - Gedanken zerreißen mich. Alles scheint so wunderlich. Ich lege mich in mein Bett. Schließe die Augen, mir wird niemand glauben. „Du hast eine Schraube locker“ werden sie sagen. Das kann ich ihnen nicht verzagen. Doch jetzt will endlich schlafen.

Ich zerbreche mir den Kopf, drehe mich auf die rechte Seite und ziehe mir dann die Bettdecke zurecht. Fühle mich unwohl. Fühle mich einsam. Fühle die Berührung eines eiskalten Fingers, der meinen Arm berührt. Erstmal nicht geschürt, dann doch gespürt. Warte. Mir fällt auf, dass das nicht mein Finger sein kann - Gänsehaut. Langsam drehe ich mich im Bett um. Ich bin doch nicht dumm. Also tue ich so, als ob ich schlafen würde. Das merkt schon niemand - fühle mich mürbe. Bin auch irgendwie gelähmt. Das ist ja unverschämt! Ich liege an der Wand, das hab ich erkannt. Sie bildet meinen einzigen Schutz, das ist klar. Doch was ist das? Ein langer, altbekannter Schatten zieht sich die Wand entlang, wird immer größer. 

Was soll ich tun, was kann ich leisten? Reagiere ich so wie die Meisten? Schluss mit den Fragen, her mit den Taten. Fühl mich schon seit Tagen gefangen in denselben Laken. 

Der Schatten wird immer größer. Er füllt nun die ganze Wand aus. Paralysiert bleibe ich liegen, das hab ich euch verschwiegen. Es ist mir peinlich, deswegen drehe ich mich nun um - ganz heimlich. Weiter und weiter. Während ich den Kopf allmählich drehe, spüre ich Blicke auf meinem Rücken. Um das Ganze zu überbrücken, wird von der Regie ein Lied gespielt - aufbauend. Jetzt wird aus Hitchcock zitiert. Kaum erblicke ich das Scheusal an meinem Bett, ist es auch schon weg. Schlimme Musik ertönt und das habe ich verschönt. Eigentlich ist es viel schlimmer. Ich starre also schon wieder ins Dunkle und sehe nur das Fenster. Plötzlich rappelt es unter meinem Bettgestell und von Draußen ein unheimliches Gebell. Irritiert entscheide ich mich dazu unter meinem Bett nachzuschauen. Einerseits gruselt es mich. Andererseits fasziniert es mich. 

Ich rücke ganz nah an die Bettkante heran und bewege meinen Kopf mit einem Mal unter mein Bett. Lichtstrahlen finden ihren Weg nach Unten. Ich habe die Gestalt gefunden - atemlos. Ich glaube, Züge von mir selbst in ihr zu erkennen. Ich will so schnell wie es geht, wegrennen. Ich bleibe also mit den Armen auf dem Bett gestützt verharren, während mir das Blut in den Kopf steigt. Die Position ist anstrengend. Die Gestalt, sie schweigt und die Zeit scheint stehen zu bleiben. Ich sehe mich und sie sieht sich - Augen zusammenkneifen. Und nach und nach verschwindet sie, als ob sie nie da gewesen wäre. Das erzeugt in mir eine unfassbare Leere.

Ihr selbst könnt jetzt entscheiden, mich zu bemitleiden, oder die Realität zu hinterfragen, anstatt sie falsch anzukleiden. Macht einmal knips und ich bin wach und liege in einem anderen Bett - Realität. Oder begreift eure Naivität, indem ihr zugebt, nie aus diesem Traum erwachen zu können. Denn wir glauben die Welt aus unseren Augen zu kennen, doch können wir sie nie unser Eigen nennen. Wir sind geblendet und werden niemals wissen, ob die Dinge, die wir sehen, nur eine traurige Illusion ist von falschen Ideen.





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