Das Leben ist ein Spiel geworden



Auf den weiten Steppen des Landes haben sich Armeen versammelt. Während Krieger des Lichts entschlossen auf den standhaften Mauern ihrer Burg zusammenstehen, marschieren furchterregende Gestalten mit Äxten und Schwertern. Das Bild tausender Fackeln brennt in den Augen der Krieger. Die synchronen Schritte einer Horde Kämpfer, bringen den kahlen Boden zum Beben, sodass eiserne Rüstungen zu klirren beginnen. In dieser dunkelsten aller Nächte, steht die dunkelste aller Stunden bevor. Nach und nach finden Bogenschützen ihren Platz auf den Mauern, Anführer versammeln sich und Fackeln werden angezündet. Nachdem Ersatzpfeile in den Zwischenräumen der Mauer platziert werden, klappen die Bogenschützen entschlossen die glänzende Klappe ihres Helms hinunter. Während die grausame Armee der Mauer immer näher kommt, versammeln sich stämmige Krieger des Lichts hinter dem Tor der Burg. Um die Mauern der Stadt bestmöglich zu verteidigen, stehen an allen Ecken und Plätzen eine nicht zählbare Menge an Kriegern bereit. Einige von ihnen haben nicht einmal Bartwuchs und können kaum ein Schwert halten. Der Rest von ihnen sind Überlebende vergangener Kriege. 

Obwohl die kriegslustigen Gestalten so nahe zu sein scheinen, küsst geballtes Fackellicht den Horizont der flachen Landschaft. Kein Ende ist in Sicht und während das Gebrüll der Gestalten lauter wird, werden die Ritter der Burg allmählich leiser. Sie stehen bereit, wie Rennpferde in ihrer Box, bevor das Pferderennen losgeht. Auch wenn ihre ritterliche Haltung gerade ist und sie bewegungslos auf der Stelle ihres Platzes stehen, so erkennt der genaue Betrachter, dass ihre Pupillen größer werden. Man könnte auch denken, sie haben sich vor Angst in Stein verwandelt, während ihre Herzen mit einem Satz aus den Menschenkörpern hüpfen, und dabei „Rückzug“ rufen. Aber wir wollen die Geschichte mutiger Ritter erzählen, die standhaft auf ihren Mauern stehen, obwohl vom Tot selbst angeführte Armeen auf sie zu marschieren. 

Mit einem Mal bleiben die gewaltigen Armeen stehen, die nur noch einige hundert Meter von der Mauer getrennt sind. Ein einziger Todesschrei tausender Kreaturen, der von Unten herkommt, ist kaum auszuhalten. Sie schlagen ihre Messer und Schwerter aneinander und erzeugen einen fiesen Ton, der wie ein Schatten alles Gute dieser Welt bedeckt. Die hölzernen Reifen der Besetzungstürme rollen im quietschenden Takt an die Front, während Riesen auf erschütternder Weise Steine in Katapulte legen. Im gleichen Augenblick befehligt der Anführer den Kriegern des Lichts, ihr Bögen zu spannen. Mit erhobener Hand wartet er auf den richtigen Moment, die Schlacht zu entfachen. Die Gestalten am Boden geben keinen Ton von sich und schauen gebannt zu den Mauern hoch.

Eine unglaubliche Stille durchzieht das weite Land. Die Ruhe vor der Schlacht, die so magisch, als auch beängstigend auf die Armeen und Ritter der Burg hinab zu fallen beginnt. Wie ein leichtes Tuch im Wind, dass unablässig den Weg nach Unten finden muss, bis es den kühlen Boden küsst. Die Spannung ist so erlösend, wie schrecklich. Die Bogenschützen geben dem Druck nach und auch die Seile der Katapulte lösen sich. 

Ein Raunen der Krieger und der furchteinflößenden Kreaturen schießt in die Stille. Es geht um den Entschluss, den man fasst – die Entscheidung, die man trifft, für das Vaterland zu sterben.

>> Daniel! Es gibt Essen! Kommst du? <<
>> Ich komme gleich Mama! <<

Und während Daniel seine App schließt, sagt er gelassen >> Ach, zum Glück war das nur ein Spiel… <<

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