Guter Mensch muss sterben

Was macht einen guten Menschen aus? Kann jemand "gut" sein, obwohl er Menschen umgebracht hat? Wer bestimmt über die Frage über Gut und Böse und darf man deswegen andere Menschen richten?






Er stand plötzlich in meiner Wohnung. Er wusste schon die ganze Zeit wo ich wohnte und ich hätte mich in Sicherheit fliehen können, doch ich wollte nicht. Schließlich wollte ich der Gefahr ins Auge sehen. Ich wollte versuchen, ihn irgendwie zu erreichen, ihn zu einem besseren Menschen zu machen. Er kam mir näher und ich ging langsam in die Küche. Er war nicht maskiert. Nur dieses lange Messer schmückte seine Hände. Ich stand hinter der Kochinsel, täuschte nach links und wieder nach rechts an. Ich nahm eines der Messer aus dem Block aus Holz. Jetzt waren wir gleich auf. Er verletzte mich an der Hand und ich ihn an der Schulter. Wir rannten durch die ganze Wohnung, bis ich stolperte und er über mich fiel. Die Messer verschwanden unter dem Deckmantel des dunklen Zimmers und ich wusste sofort wo ein Licht brannte. Ich rannte in mein Schlafzimmer, zog die Schublade aus ihrer Fassung und nahm einen Revolver heraus, den ich augenblicklich nachlud. Er stand dort, im Türrahmen. Ich zeigte mit der Waffe auf ihn. Er hatte bereits drei Menschen umgebracht und ich wollte unter keinen Umständen der vierte sein.

>> Alles klar, ich versteh schon << sagte er und hob seine Hände. 

>> Du kannst dein Telefon nehmen und Verstärkung holen << Ich fixierte seinen Augen und drückte einfach ab. Gleich nach dem Knall bereute ich meine Tat. Aus seinem Bauch kam Blut. Viel Blut. Er brach auf den Boden zusammen und legte sich quer. Ich bereute was ich getan hatte, nicht weil ich nicht seinen Kopf getroffen hatte, sondern weil er mein Freund ist. Ich wollte ihm helfen und schließlich verhalf ich ihm zu seinem Tode. Er spukte Blut, schaute mich angsterfüllt an und sagte diesen einen Satz, den ich schon mal gehört hatte.

>> Ich will nicht sterben mein Freund << 

>> Ich weiß, ich weiß << flüsterte ich und setzte mich zu ihm auf den warmen Fliesenboden. Es kam keine Hilfe, weil ich keine holte. Ich saß nur da und schaute ihm beim Sterben zu.    

 

Ich erinnere mich nicht mehr an alles, doch eines ist mir ganz sicher in Erinnerung geblieben.

 

Schweratmend kam nur dieser eine Satz aus seinem Mund.

>> Bin ich ein guter Mensch? <<

Ohne zu hinterfragen, was er gerade auf dem Boden zu mir sagte, hielt ich seine Hand, während seine Augen langsam blass wurden. Ein letzter Atemzug, der den Glanz seiner Augen ganz verschwinden ließ. Sie waren leer. Ich raffte mich auf und ging nach Draußen, um einen Krankenwagen zu rufen. Doch eines wusste ich: Diese fünf Wörter werden mich bis zum Ende meines Lebens begleiten.

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