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Ein Poetry Slam, den ich damals für eine Nachhaltigkeit Konferenz geschrieben habe. Deswegen auch aka SustaiNable Poetry Slam. Hier das Video dazu:)





Haben wir wirklich alles was wir brauchen? Eigentlich geht es uns doch gut, doch wir wollen immer mehr. Wir suchen nach dem Ziel, doch wollen es zu sehr. Unsere Kleidung ist fair, die Arbeit humanitär, unsere Herzen sind leer und der Blick für das Gute nur peripher. 

Wir sind uns selbst nicht genug und doch zu schnell zufrieden. Wir bitten die Umwelt um Aufschub, wo ist unser Wille nur geblieben? Wir wollen so viel und machen so wenig. Das Gute wird gepredigt, unsere Motivation bleibt schläfrig. 

 

Wir denken, das alles wäre ein Spiel, doch am Ende wird es uns zu viel. Und wenn es dann zu spät ist, dann werden wir es machen wie immer. Die Schuld verschieben auf die wenigen Spinner. Doch wir vergessen, wir sind wie Schwimmer, in einem Pool ohne Wasser. Die Sonne hat es austrocknen lassen, während wir uns in ihr gesonnt haben. Vom Klingeln unserer Kassen und dem Verfassen von Social Media Posts, haben wir vergessen aufzupassen – auf unsere Welt. Denn was uns schwerfällt, ist aus Fehlern lernen ohne Schmerz. 

 

Einst fand ich den Wechsel der Jahreszeiten einzigartig und jetzt Ist mir jede Veränderung der Natur fremdartig. Einst feierte ich kleine Erfolg voller Demut, heute feier ich mich selbst voller Hochmut. Einst waren mir Begegnungen mit Freunden wichtig und heute ist es die eigene Begegnung im Spiegel, die mein Herz höherschlagen lässt.


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Unser Benehmen gleicht dem einer Gans. Fröhlich Isst sie maßlos ihre Speisen und versucht sich sorglos zu beweisen, dass sie mehr essen kann, als es ihr vorher gelang. Und scheinbar endlos wird sie mit jedem Gramm Fett, mühelos ein bisschen glücklicher, ein bisschen köstlicher. Die Gans breitet sich aus, gibt sich selbst Applaus, dafür, dass Glücklich sein noch nie so einfach war. Der Konsum ist ihr Retter, sie wird endlich fetter und kann sich immer schlechter bewegen. Doch das ist ihr egal, denn das kommt ihr ganz gelegen. Früher spielte die Gans im Rosmarin und nun? Naja, der Konsum steigert ihr Dopamin und macht sie glücklicher. 

 

Kennt Ihr das? Die Gans will mehr und sie hat noch lange nicht genug. Das Lächeln eines Gänsemannes ist ihr zu wenig, die Verantwortung gegenüber anderen ist ihr zu viel, das Geld auf ihrem Konto ist ungenügend und ihr Penthouse Stall ist noch ausbaufähig. Es ist ein ewiges „Schneller, Höher, Weiter“, ohne Rücksicht auf Verluste. Keine Ahnung, ob sie das vorher wusste. Aber jetzt ist die Gans hier, der große Held und ertappt sich selbst, wie alles an Bedeutung verliert, alles null und nichtig wird. Die Gans liegt im Stall total übergewichtig, die außergewöhnlichen Warschtelgänge jetzt total unwichtig. 

 

Anstatt sich mit dem ganzen Essen zufrieden zu geben, lässt sie sich weiter füttern, um schön zuzulegen. Die Gans erinnert sich an eine Gemeinheit, wohl ein Teil ihrer Vergangenheit, das ist keine Seltenheit, während sie isst und schmatz. Denn die Gans weiß noch genau, als sie Küken waren, als sie ihre Mutter zum ersten Mal gesehen haben. Die Mutter hatte die anderen zuerst gefüttert, bevor die Gans ganz erschüttert, den Rest bekam. Zwischen Knochen und Sehnen, blieb kaum etwas übrig, außer eine Handvoll Gänse-Tränen. Überhaupt waren zu ihr alle so streng, ihr Zimmer viel zu eng. Sie hatte ihr Leben lang Hunger gehabt und die anderen haben ihr das süße Leben weggeschnappt. 

 

Die Geschichte unserer Gans geht weiter, sie rollt in ihrem Stall ganz heiter. Und scheinbar endlos wird sie mit jedem Gramm ein wenig fetter, mühelos ein bisschen glücklicher, ein bisschen köstlicher. Die Gans breitet sich aus, gibt sich selbst Applaus, dafür, dass Glücklich sein noch nie so einfach war. Der Konsum ist ihr Retter, sie wird endlich fetter und dabei vergisst sie etwas ganz Entscheidenes.

 

Die Gans, sie lacht – sie sitzt stolz und voller Pracht in ihrem Stall. Sie scheint nicht endlos dicker und somit glücklicher werden zu können, wir würden es ihr zwar gönnen, aber es gibt Naturgesetze, wie beispielsweise monetäre Umsätze. Die Gans, sie lacht – es ist ihr glücklichster Tag und trotzdem trifft sie der Schlag, als sie sieht, morgen ist bereits Montag. Sie rollt gekonnt nach vorn uns sieht prompt ein Mann in Weihnachtsuniform. Die fetten Schweißperlen bilden ihre Wahrheit ab, die Gans sie lebt nur für ihren Geschmack. 

 

Wir dürfen nicht vergessen, dass unser glücklichster Tag auch unser letzter sein kann. 


Ich sag es nur ungern, wir möchten zwar nicht hungern, aber morgen, morgen ist Weihnachten.

 

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